Ein Pauschalverbot von PFAS wäre fatal

PFAS-Verbot wäre fatal

Wenn es um hohe Sicherheitsstandards für Mensch und Umwelt geht, sind Deutschland und die EU bereits Spitzenreiter. Obwohl Chemikalien nirgends so umfassend reguliert werden wie hier, steht derzeit das Verbot einer ganzen Stoffgruppe im Raum. Mit dem Wegfall der mehrere tausend Substanzen umfassende PFAS-Gruppe könnten viele dringend nötige Anwendungen EU-weit nicht mehr hergestellt werden, da keine adäquaten Alternativen mit ähnlich guten Eigenschaften vorliegen.

Bislang sieht die europäische Chemikalienverordnung vor, Stoffe einzeln nach ihrer Verwendung zu regulieren. Vom nun drohenden Pauschalverbot einer ganzen Stoffgruppe wären sowohl Einzelstoffe als auch Gemische und Erzeugnisse betroffen, die aus PFAS hergestellt werden oder diese enthalten. Für den Großteil dieser Anwendungen sind keine Ausnahmen geplant, sodass sie bereits 1,5 Jahre nach Inkrafttreten verboten wären. Befristete Ausnahmen von 6,5 oder 13,5 Jahren sind nur für wenige, eng begrenzte Verwendungen vorgesehen. Nach Fristablauf wären auch diese verboten. Die Auswirkungen wären fatal, denn PFAS haben außergewöhnliche Eigenschaften, die bis dato nicht einfach zu ersetzen sind: Sie können extremen Temperatur- und Druckschwankungen standhalten oder weisen eine hohe Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen auf, ohne dass sie ihre Funktions- und Leistungsfähigkeit einbüßen.

Bestimmte PFAS-Anwendungen sind aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften in nahezu allen Produktgruppen des modernen Lebens unverzichtbar. Ein pauschales Verbot hätte drastische Folgen für die Industrieproduktion aller Branchen und damit für Arbeitsplatz- und Planungssicherheit von tausenden Unternehmen. Besonders dramatisch wären die Auswirkungen auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit, denn ohne PFAS können viele der dafür nötigen Technologien nicht entwickelt werden. Dazu gehören Halbleiter, Lithium-Ionen-Batterien, Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologien. Aber auch für den Gesundheitssektor hätte ein Verbot gravierende Folgen, denn erst mit PFAS können Industrieanlagen so gebaut werden, dass wichtige Vormaterialien für den medizinischen Gebrauch hergestellt werden können. PFAS tragen generell zum sicheren und effizienten Betrieb von Industrieanlagen bei: zum Beispiel als Dichtungen, Ventile, Beschichtungen, Membrane, Schmierstoffe, elektrische Isolatoren und in Sicherheitskleidung.

Dafür setzen wir uns ein

Der Umgang mit PFAS erfordert einen differenzierten Bewertungs- und Regelungsansatz. Im Fokus sollte die sichere Verwendung entlang des Produktlebenszyklus stehen.

  • Pauschales Verbot abwenden: Eventuelle Risiken auf Basis wissenschaftlicher Bewertungen regulieren, statt eine ganze Produktgruppe vom Markt zu nehmen.
     
  • Betroffenheit prüfen: Sicherstellen, dass alle Verwendungen von PFAS bekannt sind, bevor Produktionsabläufe unterbrochen oder wichtige Anwendungen eliminiert werden.
     
  • Realitätscheck durchführen: Durchsetzbarkeit des Beschränkungsvorschlags überprüfen, damit Produktion nicht ins Ausland abwandert oder Produkte unter Verwendung von PFAS dort hergestellt und in die EU importiert werden.
     
  • Ausnahmeregelungen schaffen: Breit angelegte und langfristige Ausnahmen für bestimmte Stoffklassen und Produkte etablieren, zum Beispiel für Fluorpolymere und für professionelle und industrielle Verwendung.
     
  • Übergangsfristen einräumen: Zeit zur Entwicklung von adäquaten Ersatzprodukten und damit nach haltigen Lösungen einräumen.
     
  • Potenzial der Chemie nutzen: Die hohe Innovationskraft der Chemie fördern statt behindern. Sie ist der Schlüssel für Alternativen und die Transformation der Wirtschaft.

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