Um die Stärkung des Industriestandortes Rheinland-Pfalz, den Beitrag der chemischen Industrie zum Wohlstand und um Bildungsfragen ging es in einem Treffen von Franz Lübbers, Mitglied des Vorstandes des Kunststoffspezialisten Röchling, dem Bundestagsabgeordneten Detlev Pilger (SPD), der Stadtbeigeordneten Beatrice Schnapke-Schmidt (GRÜNE) sowie Vertretern der Chemieverbände Rheinland-Pfalz bei Röchling-Sustaplast.
Innovationen sichern Überleben
Das Familienunternehmen Röchling ist global aktiv. Die Standorte in Deutschland sind für den Konzern wichtig, da diese durch qualitativ hochwertige Produkte überzeugen. Doch der Wettbewerb aus Asien hat deutlich aufgeholt. „Über Innovationen zu reden ist leichter, als es tagtäglich zu leben“, so Lübbers. Doch seien diese wichtig, denn „der dritte Platz reicht nicht bei dem hohen Lohnniveau in der Branche“. Der Druck auf die Branche sei groß und dabei gehe es nicht immer um neue Produkte. Es verändert sich auch der Anspruch an die Servicedienstleistungen: „Unsere Kunden haben keine eigenen Lager mehr. Wer bis 11.00 Uhr bestellt, will am nächsten Tag seine konfektionierte Ware geliefert bekommen“, so Lübbers. Das Logistikaufkommen steige und 95% der Röchling-Waren werden über die Straße geliefert.
Politische Rahmenbedingungen müssen stimmen
„Für unsere Mitgliedsunternehmen ist eine funktionierende Infrastruktur entscheidend. Marode Straßen und Brücken können wir uns für den Industriestandort nicht leisten“, so Vogler. Vor dem Hintergrund des steigenden Drucks bei Produkt-Innovationen wünscht sich der Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz mehr Hilfe aus Mainz und Berlin. Eine steuerliche Förderung würde die FuE-Investitionen in den Unternehmen erleichtern, höhere Aufwendungen für zusätzliche oder risikoreichere Projekte erlauben und volkswirtschaftlich zu erheblichen Wohlfahrtsgewinnen führen. „Zudem ist die Verlässlichkeit von politischen Entscheidungen wichtig für die Zukunft des Industriestandortes“, so Vogler. Ein Zickzack-Kurs wie bei der Energiewende sei nicht hilfreich.
Unternehmer und Mitarbeiter im Blick
Auch Pilger sieht die Industrie in Rheinland-Pfalz als wichtigsten Wohlstandtreiber. Er zeigte Verständnis für die Sorgen der Unternehmer und unterstrich gleichzeitig, dass auch die Mitarbeiter fest im Blick der Sozialdemokraten sind: „Wir berücksichtigen beide Perspektiven. Daher müssen Instrumente wie Leiharbeit und Werkverträge wohl geordnet sein“, so Pilger. Hier sei die Chemie als Branche vorbildlich und Unternehmen wie Röchling Sustaplast sollten als positive Beispiele mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass Politik und Wirtschaft gemeinsam gute Rahmenbedingungen schaffen können, zeige sich zudem am Röchling-Standort in Lahnstein: Die Kooperation zwischen Stadt und Unternehmen ist zielführend. Das Werk kann wachsen, die Zahl der Mitarbeiter steigt und es gibt ein harmonisches Verhältnis mit der Nachbarschaft.
Wirtschaft in der Schule
Einig sind sich alle Gesprächsteilnehmer darin, dass das Verständnis von Wirtschaft stärker in der Schulbildung betont werden sollte. „Die starke Industrie hat uns in der Bewältigung der Wirtschaftskrise 2008/09 sehr geholfen. Jetzt nimmt die Kritik wieder zu“, so Vogler. Mit Blick auf den Fachkräftebedarf ergänzt die Beigeordnete Beatrice Schnapke-Schmidt (GRÜNE), dass „es zu viele Studenten gibt und zu wenig Azubis. In 20 Jahren haben wir keine Fachkräfte mehr“. Hier müssten bereits früh die Weichen gestellt werden, um den Stellenwert der Ausbildung wieder anzuheben.
Bild (v.l.n.r.):
Norbert Hendel (techn. Marketing, Sustaplast)
Iris Willrich (Personalleiterin, Sustaplast)
Beatrice Schnapke-Schmidt (Beigeordnete, Stadt Lahnstein)
Franz Lübbers (Vorstandsmitglied, Röchling)
Dr. Bernd Vogler (Hauptgeschäftsführer, Chemieverbände Rheinland-Pfalz)
Detlev Pilger (MdB, SPD)
Dr. Hubert Lendle (Geschäftsführer, VCI-Landesverband Rheinland-Pfalz)
Matthias Michaeli (Leiter IT, Sustaplast)
Stefan Jenner (stv. Betriebsrat, Sustaplast)