Für die Stoffe DINCH, DPHP und MDI ist es im Rahmen des Projekts erstmals gelungen, Analysemethoden zu entwickeln, die jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft/DFG validiert werden. Diese Stoffe werden als Weichmacher und als Bestandteil von Einkomponentenschaum zur Fixierung und Dämmung von Fenster- und Türrahmen eingesetzt. Die neuen Methoden werden nun in geeigneten Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung eingesetzt.
An der Entwicklung von Nachweisverfahren für weitere Stoffe arbeiten die Kooperationspartner parallel weiter. Sie haben nun weitere fünf Substanzen bestimmt, für die erstmals eine Messmethode entwickelt werden soll. Bei der Auswahl der Stoffe werden BMU und VCI durch einen hochrangig besetzten Expertenkreis beraten, der von der Forschung, der Industrie und einschlägigen Fachbehörden besetzt wird.
Konkret handelt es sich bei den neuen Stoffen um die cyclischen Siloxane D4, D5 und D6, Geraniol und das Gemisch Chlormethylisothiazolinon/Methylisothiazolinon (3:1). Sie finden als Kosmetikinhaltsstoffe, als Duftstoff und als Konservierungsmittel in Industrieprodukten und Kosmetika Verwendung.
Das Bundesumweltministerium und der Chemieverband VCI haben bei ihrer Kooperation zum Human-Biomonitoring Stoffe im Blick, denen die Bevölkerung möglicherweise vermehrt ausgesetzt ist oder die eine besondere Gesundheitsrelevanz haben können, die aber bislang im menschlichen Körper nicht messbar sind. Bis 2020 sollen für bis zu fünfzig gemeinsam ausgewählte Stoffe oder Stoffgruppen Analysemethoden entwickelt werden, die dann in Untersuchungen zur Anwendung kommen. Die 2010 gestartete Kooperation wird zunächst in einer Pilotphase erprobt, die im Frühjahr 2013 endet.
Für die Methodenentwicklung der Nachweisverfahren hat der VCI die Verantwortung übernommen. Für die Anwendung der Methoden in geeigneten Untersuchungen liegt die Verantwortung beim BMU, das hier eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet.
Die Entwicklung von Analysemethoden ist ein aufwändiger und kostenintensiver Prozess. Gelingt es aber in den kommenden Jahren, für bis zu 50 Stoffe neue Analysemethoden zu entwickeln, sind damit erhebliche Erkenntnisgewinne verbunden, wie die reale Belastung der Bevölkerung mit wichtigen Industriechemikalien aussieht. Bisher muss allzu oft auf modellhafte Annahmen zurückgegriffen werden, mit denen gesundheitliche Risiken leicht über- oder unterschätzt werden.
Human-Biomonitoring ist für den gesundheitsbezogenen Umweltschutz ein zentrales Informations- und Kontrollinstrument. Die Daten können als Frühwarnsystem für bisher nicht erkannte Belastungen dienen. Ob der Nachweis eines Stoffes mit einer gesundheitlichen Belastung einhergeht, bedarf einer Risikobewertung, die zum Beispiel medizinische und toxikologische Erkenntnisse heranzieht. Human-Biomonitoring liefert außerdem wissenschaftlich fundierte Daten darüber, ob Verbote oder Beschränkungen bedenklicher Stoffe tatsächlich zu einem Rückgang der Belastung in der Bevölkerung geführt haben.
In der chemischen Industrie stellt das Human-Biomonitoring ein wichtiges Werkzeug der arbeitsmedizinischen Vorsorge dar. Die in diesem Bereich seit vielen Jahren gewonnenen Erfahrungen bringt der VCI in die Zusammenarbeit mit dem BMU ein. Mit ihrem Engagement unterstreicht die chemische Industrie die hohe Bedeutung der Produktsicherheit für ihr „Responsible-Care“-Programm.
(Quelle: VCI, Frankfurt Main)