Die chemische Industrie erlebte im vierten Quartal 2011 eine Talfahrt statt der erhofften Trendwende: Produktion und Umsatz sind gegenüber den vorangegangenen drei Monaten erneut gesunken. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) hervor. Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen ließ zum Jahresende hin weiter nach, worauf die Unternehmen die Produktionsanlagen drosselten. Obwohl die Herstellung von Chemieprodukten in Deutschland seit Mai 2011 kontinuierlich zurück ging, schloss Deutschlands drittgrößte Branche das gesamte Jahr dennoch mit einem Rekordwert beim Umsatz ab.
Der Hauptgeschäftsführer des VCI, Dr. Utz Tillmann, erklärte zur konjunkturellen Entwicklung: „Die Bremswirkungen der Schuldenkrise in der EU wurden 2011 immer deutlicher. Das hat auch unsere Branche zu spüren bekommen. Wir scheinen aber jetzt die Talsohle erreicht zu haben, die Geschäftslage in der chemischen Industrie hellt sich auf. Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten die Auftriebskräfte durchsetzen. Noch fahren die Unternehmen ihre Anlagen auf Sicht.“
Prognose: Für das Gesamtjahr 2012 rechnet der VCI - auch wegen des statistischen Basiseffektes - nicht mit einem Anstieg der Chemieproduktion. Der VCI geht davon aus, dass der Branchenumsatz bei stagnierender Produktion um 1 Prozent wächst. Für die Erzeugerpreise wird ein Anstieg um 1 Prozent erwartet.
Produktion: Im vierten Quartal 2011 ist die Chemieproduktion gegenüber dem Vorquartal um 2,0 Prozent gesunken. Der Rückgang betraf alle Sparten. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen verringerte sich merklich. Sie lag mit 81,7 Prozent aber noch im Rahmen des Normalbereiches. Im Vergleich zum Vorjahresniveau fiel die Produktion von Oktober bis Dezember 2011 im Durchschnitt um 4,3 Prozent ab.
Erzeugerpreise: Der kräftige Anstieg der Chemikalienpreise aus den Vormonaten kam im vierten Quartal 2011 zum Erliegen. Die Preise verharrten auf hohem Niveau.
Umsatz: Mit 41,7 Milliarden Euro verringerte sich der Chemieumsatz im letzten Quartal 2011 um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Dabei liefen die Geschäfte im Ausland leicht besser als im Inland.
Beschäftigung: Trotz der Schwächephase stellten die Firmen weiter Personal ein. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Beschäftigung um 3 Prozent. Aktuell zählt die Branche 427.000 Mitarbeiter. Das sind 12.000 Personen mehr als 2010.
(Quelle: VCI, Frankfurt Main)