Ludwigshafen. „Die chemische Industrie ist mit ihren Technologien und Produkten ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur Energiewende“, sagt Dr. Hubert Lendle, Geschäftsführer im Landesverband der chemischen Industrie (VCI) anlässlich der Jahrespressekonferenz in Ludwigshafen. Mit anschaulichen Beispielen zeigte er, wie Produkte aus Chemiebetrieben in Rheinland-Pfalz helfen, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren und Energie an verschiedensten Stellen einzusparen.
Erneuerbare Energien
Die Energiegewinnung aus Wind und Sonne lässt sich nur mit Materialien aus der Chemie effizient umsetzen. „Neben der Tatsache, dass die Flügel der Rotoren unserer heutigen Windkraftanlagen nur mit Hilfe hochfester, durch Chemiefasern verstärkter Leichtmaterialien überhaupt machbar sind, gibt es auch besondere Anforderungen an die Schmierung der großen drehenden Teile. Schmierstoffspezialitäten aus der Chemie erhöhen die Laufzeit der Anlagen um mehr als 50 %. Damit werden unmittelbar Ressourcen geschont und die Umwelt entlastet“, erläutert Lendle die Bedeutung.
Die konzentrierende Photovoltaik (CPV) hat den höchsten Wirkungsgrad von allen Solartechnologien und ist ein wichtiger Schritt zur Kostenoptimierung. Spezielles Kunststoffglas fokussiert das Licht auf die Solarzellen und erhöht die Energieausbeute. Dadurch kann, bei gleichbleibender Leistung, auf weitere teure Solarzellen verzichtet werden.
Umweltgerechte Mobilität
Etwa 20 Prozent der Energie, die ein PKW zur Fortbewegung benötigt, werden zur Überwindung des Rollwiderstands der Reifen verbraucht. Durch Innovationen in der chemischen Zusammensetzung des Reifengummis konnte der Rollwiderstand um 40 Prozent gesenkt werden. „Wenn solche Reifen vermehrt genutzt werden, können einige Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden“, so Lendle. „Und durch das bessere Bremsverhalten auf nasser Fahrbahn wird zudem die Sicherheit erhöht.“
Energie sparen durch Leichtbau
„Eine Formel um Energie einzusparen ist: Gewicht sparen bei Erhalt hoher Festigkeit“, fasst Dr. Lendle sein drittes Beispiel zusammen. Ein einfacher Vergleich zeigt das Potential eines Hochleistungshartschaums aus der Chemie-Industrie: 1 m3 Stahl wiegt knapp 8.000 kg, 1 m3 Aluminium wiegt rund 3.000 kg und 1 m³ Spezialschaum wiegt nur noch 32 kg. Aus dem Schaumwerkstoff lassen sich zusammen mit Faserverbundwerkstoffen sogenannte Sandwich-Elemente herstellen. Sie können zum Beispiel im Automobilbau oder Flugzeugbau eingesetzt werden und sparen dabei 50 bis 60 Prozent Gewicht.
„Diese Liste lässt sich noch weiter führen“, so Lendle. „Im Schnitt sparen die Produkte der Chemie mehr als zwei Mal so viel Energie ein, als sie über die Herstellung und ihre Nutzung verbrauchen.“ Dies zeigt eine Studie des Weltchemieverbandes ICCA unter Mitwirkung der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 2009.
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