"Der respektvolle und wertschätzende Umgang
miteinander auf der Basis offener Kommunikation ist für mich
die Basis für Lernen und Lehren."
Herr Burberg, Sie wurden mir als der beste Didaktiker im AGV-Referentenkreis vorgestellt. Was ist Ihr Geheimnis?
Das höre ich natürlich gern. Ich bin ein Spielkind! Mein Lern- und Lehrvorbild sind kleine Kinder, die für alles offen sind und mit viel Spaß lernen. Neugier – im Wortsinne die Gier nach Neuem – ist eines der Merkmale kindlichen Lernens. Wir Erwachsene sollten uns öfter darauf besinnen. Als Suggestopäde ist mein Ansatz ein sehr spielerischer; Spiel ist Grundlage jeden Lehrens und Lernens. Ob das ein Geheimnis ist, weiß ich nicht. Es liegt eigentlich auf der Hand.
Er will nur spielen ... aber sicher auch etwas vermitteln?
Natürlich geht es darum, Wissen zu teilen. Ich überlege mir im Vorfeld in welcher Reihenfolge die Inhalte am leichtesten zu verstehen sind, wie also der didaktisch-organische Aufbau eines Seminars sein sollte. Ich erarbeite die Themen dann Stück für Stück am Flipchart oder der Moderationswand.
Auf Powerpoint-Folien verzichte ich, denn die ungeheure Menge von Zahlen, Daten und Fakten überfordert schnell. Das ist für effektives Lernen kontraproduktiv. Man braucht Zeit, um abstrakte Dinge zu verstehen und zu verarbeiten. Eine Reizüberflutung besonders der linken Gehirnhälfte (also das analy tische Denken) ist fatal und führt schnell dazu, dass Teilnehmer abschalten.
Eigenverantwortung und bewusste Kommunikation sind für Sie zentral. Das verrät ein Blick auf Ihre Methoden: die Neurolin guistische Programmierung (NLP) und die Suggestopädie.
Ja, die Teilnehmer lernen kommunikative Prozesse zu verstehen. Es geht darum zu erkennen, wie Kommunikation wirkt. Und zu erfahren, dass nur die innere Überzeugtheit langfristige Änderungen im Verhalten – und damit in der Kommunikation – bewirken kann. Wir gehen also auch auf die Werteebene. Nur was sich hier verändert, wirkt langfristig. Das ist für mich nachhaltiges Lernen. Und dafür ist jeder Mensch eigenverantwortlich.
Die Lernautonomie eines jeden Menschen ist für mich eine Art Gesetz. Jeder Teilnehmer entscheidet selbst, welches meiner Lernangebote passt oder nicht. Es gibt für mich auch eine wichtige neue Seminarregel, die da heißt „Gewinne Spaß am Scheitern!“
Spaß am Scheitern?
Ja, das ist durchaus ernst gemeint. Wenn etwas nicht nach Lehrbuch läuft, ist das wunderbar, denn dann haben die Teilnehmer die Möglichkeit, aus den missglückten Versuchen etwas zu lernen. Dazu passt eine Grundannahme des NLP: „Es gibt keine Fehler – es gibt nur Feedback!“
Also Scheitern als Chance, um besser zu werden. Deswegen kommen die Teilnehmer zu Ihnen: um erfolgreich zu verhandeln und überzeugend zu präsentieren. Haben Sie konkrete Empfehlungen?
In Verhandlungen ist es wichtig, sich in die Denkweisen und Emotionen des Verhandlungspartners hinein zu versetzen. Dieser Perspektivwechsel gehört zur Vorbereitung dazu; und wir trainieren dieses Hineinversetzen. Dann wird man auch seltener kalt erwischt.
Im Verhandlungstraining berichten die Teilnehmer übrigens oft davon, dass sie zu schnell ihre Positionen und Interessen aufgeben. Schade! Im Seminar gibt es Tipps, wie das nicht mehr passiert. Denn wann ist eine Verhandlung erfolgreich? Wenn beide Parteien erhobenen Hauptes aus dem Verhandlungsgespräch herauskommen. Also eine Win-Win-Situation geschaffen wurde; wie es auch das Harvard-Konzept vorsieht – das übrigens im Original mit „Getting to Yes“ betitelt ist. Alle sollen ein klares „Ja“ zum Verhandlungsergebnis sagen können.
Und Erfolg bei Präsentationen?
Bei Präsentationen kommt es auf denjenigen an, der vorne steht. Natürlich geht es auch um den Inhalt, aber der Erfolg eines Vortrags beruht auf der Wirkung des Präsentators. Komme ich als Präsentator glaubwürdig, authentisch, kompetent und lebendig rüber? Wer für sein Thema brennt, fasziniert das Publikum – das ist dann ein erfolgreicher Vortrag.
Im Präsentationstraining kämpfen die Teilnehmer auch oft mit den klassischen Stolpersteinen: Lampenfieber, Stress und Nervosität. In meinen Trainings arbeiten wir daran. Zum Beispiel arbeiten wir mit der Power des Vorausdenkens von Erfolg. Es gibt ein spannendes Experiment, bei dem die Teilnehmer ganz körperlich erfahren können, wie das positive Vorausdenken von Erfolg wirkt.
Sie sagten, dass die Teilnehmer lernen, kommunikative Prozesse zu verstehen. Diese sind naturgemäß komplex. Wie gelingt es Ihnen, Komplexes verständlich zu machen?
Das ist ganz einfach! Das meine ich wörtlich. Wie Albert Einstein, der mal sagte: „Das Einfache ist das Geniale.“ Ich arbeite mit dem Prinzip der Vereinfachung. Also mit Modellen und bildhafter Sprache, also Metaphern oder Analogien. Der Trick? In den Köpfen der Teilnehmer entstehen Bilder. Wir sprechen die rechte Gehirnhälfte (also vernetztes Denken und Emotionen) an, versorgen sie mit „Vorstellbarkeiten“. Dabei helfen mir die Beispiele aus meiner persönlichen Erfahrung. Nicht das angelesene und 1:1 weitergereichte Bücherwissen ist überzeugend, sondern das eigene Erleben als Trainer.
Sie veranschaulichen also die kommunikativen Prozesse.
Ja, und wenn die Theorie verstanden ist, wird das in Übungen ausprobiert. Die Übungen sind für die Teilnehmer oft eine Herausforderung. Ich versuche ihnen nahezubringen, dass man die Übungen als kommunikatives Spiel oder als ein Experiment ansehen kann. Dann macht es ihnen Spaß und es gibt viel zu lachen. Und das genau ist nach meiner Überzeugung ausgesprochen wichtig – das Lachen!
Das Interview führte Stefanie Lenze. Es erschien zuerst im Programmheft des AGV Chemie 2020.
Lektüre für erfolgreiches Verhandeln und Präsentieren
- Das Havard Konzept (Roger Fisher/William Ury/Bruce Patton)
- Anleitung zum Unglücklichsein (Paul Watzlawick)
- Das Lol2a-Prinzip (René Egli)
- Abenteuer Kommunikation (Wolfgang Walker)