Eine Erhöhung der Entgelte von sechs bis sieben Prozent, mehr tariflichen Schutz für Mitglieder und eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags: so lautet die Forderungsempfehlung für die chemisch-pharmazeutische Industrie, die der Hauptvorstand der Gewerkschaft IGBCE einstimmig beschlossen hat. Er gibt damit den Startschuss für die Tarifrunde mit 585.000 Beschäftigten in 1700 Betrieben.
Forderung soll Reallohnverlust abdecken
Aus Sicht der Gewerkschaft sei es gelungen, zweierlei einzupreisen: die in Teilbereichen der Industrie schwierige wirtschaftliche Lage ebenso wie die spürbaren Reallohnverluste der Beschäftigten. „Wir wollen den Menschen den Optimismus zurückbringen und die Binnennachfrage stärken. Das hilft nicht nur unseren Mitgliedern, sondern auch dem Wirtschaftsstandort“, so Oliver Heinrich, Verhandlunsgführer der IGBCE.
Es fehlen Zuwächse, die verteilt werden können
„Die Forderungen der IGBCE für die kommende Tarifrunde sind weder krisengerecht noch finanzierbar“, kritisiert BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Die Produktion am Standort Deutschland ist in vier der letzten fünf Jahre geschrumpft. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. Gewerkschaft und Arbeitgeber sind daher in der Pflicht, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitsplätzen in den Mittelpunkt zu stellen. „Mit der Chemie-Tarifrunde 2024 müssen die Sozialpartner vor allem dazu beitragen, Standort und Beschäftigung zu schützen.“
Gesprächsbereit für Modernisierungen
Bei der Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags signalisieren die Arbeitgeber Gesprächsbereitschaft: „Auf Seiten der Arbeitgeber gibt es seit Langem Forderungen nach einer Entschlackung der Chemie-Tarifverträge. Wir werden eine Reihe von Vorschlägen in diese Diskussion einbringen, die Komplexität reduzieren und den Chemie-Tarif attraktiver machen können“, so Stiller. Dies müsse nicht auf den Bundesentgelttarifvertrag beschränkt bleiben.
Nun berät die Gewerkschaftsbasis über den Vorschlag aus Hannover und anschließend muss die Bundestarifkommission der IGBCE dem Vorschlag im April noch zustimmen. Das gilt in der Regel als Formsache. Die Verhandlungen auf regionaler Ebene beginnen dann am 15. April.