„Wir erleben eine Zeit gestörter Märkte und großer Umbrüche mit unklarem Ausblick. In dieser Ausnahmesituation können Standardinstrumente der Tarifpolitik nicht die richtige Lösung sein, um darauf zu reagieren“, kommentierte Bernd Vogler die IGBCE-Forderungen in Rheinland-Pfalz nach mehr Lohn. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz ergänzt: „In normalen Zeiten ist es bereits schwierig, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Aber nun müssen wir die größte Transformation in der Geschichte meistern.“ Aus Sicht der Arbeitgeber sei zudem zu berücksichtigen, dass in den letzten Jahren die Löhne um 30 Prozent gestiegen sind, während die Inflation um 16 Prozent zugenommen hat. Der Reallohn sei also signifikant gestiegen.
Transformation wird teuer und aufwändig
Einigkeit besteht bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Analyse der Transformation: „Das alles wird extrem anspruchsvoll, teuer und riskant. Wenn wir die Transformation vergeigen, steht das gesamte Wohlstandsmodell in Frage“, sagte bereits IGBCE-Chef Michael Vassiliadis. Dies müsse nun auch in den Tarifverhandlungen berücksichtigt werden, betonen die Arbeitgeber. Aus ihrer Sicht sei jetzt die Zeit der Investitionen und nicht der Verteilung. Die Unternehmen müssen in die Zukunft der Branche investieren – in Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Fachkräftemangel. Hinzu kämen die Auswirkungen der EU-Chemikalienstrategie: „Wenn die Verbote so kommen, wie sie derzeit diskutiert werden, stehen ganze Wertschöpfungsketten auf dem Spiel“, so Vogler.
Gestörte Märkte und hohe Kosten belasten Unternehmen
„Der Markt ist gestört.Es ist derzeit nicht absehbar, wann sich die Lage wieder normalisiert“, fasst Vogler die Lage der Unternehmen zusammen. Große Auswirkungen auf die Geschäfte haben die stark gestiegenen Kosten bei Energie, Rohstoffen und Logistik. „Wir sehen zwar Umsatzsteigerungen, doch die Gewinne bleiben aufgrund der hohen Kosten unter Druck“, so Vogler. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Logistik nicht immer gesichert ist. Insgesamt sei die wirtschaftliche Erholung in den Unternehmen sehr verschieden. Besonders die Automobilzulieferer kämpfen mit Strukturwandel. „Fakt ist, dass die Chemie-Produktion noch unter dem Niveau des Jahres 2018 liegt“, erläutert Vogler.
Die Wirtschaftsdebatte für Rheinland-Pfalz findet am 03. März 2022 in Mainz statt. Dort wird für die rund 68.500 Beschäftigten in den Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz verhandelt.
Hintergrundinformation
Im Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V. sind 137 Unternehmen mit rund 68.500 Beschäftigten der chemischen und chemienahen Industrie mit Sitz in Rheinland-Pfalz organisiert. Er vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder.