Nobelpreisträger inspirieren Lehrer aus Koblenz

Für welchen Chemielehrer ist es kein Traum, einmal die Nobelpreisträger kennenzulernen, die mit ihren Entdeckungen hinter so manchem Versuch im Schullabor stecken? Für Ruben Keuchel, Lehrer am Max-von-Laue-Gymnasium in Koblenz, und 20 weitere Lehrer erfüllt sich nun dieser Traum. Sie werden für ihren besonderen Einsatz bei der Vermittlung der Naturwissenschaften im Unterricht und in außerschulischen Projekten gewürdigt und können am 4. und 5. Juli an der 63. Lindauer Nobelpreisträgertagung teilnehmen. Die Tagung findet vom 30. Juni bis 5. Juli statt und ist in diesem Jahr der Chemie gewidmet.

Ruben Keuchel ist es ein Herzensanliegen, seine Begeisterung für die Naturwissenschaften an junge Menschen weiterzugeben. Sowohl an seiner Schule als auch  außerhalb wirkt er federführend als Initiator, Organisator, Konzept- und Ideenentwickler an zahlreichen innovativen naturwissenschaftlichen Projekten mit.  Das von ihm mitverantwortete „Betreute Schülerlabor‘‘ hat schon viele seiner Schüler für „Jugend forscht‘‘-Wettbewerbe qualifiziert. Die „Koblenzer  Tage der Chemie‘‘, ein Chemie-Intensivpraktikum, hat er 2010 gemeinsam mit einem Chemiker der Universität Koblenz ins Leben gerufen. Herrn Keuchel gelingt es, jedes Jahr in den Sommerferien etwa 16 Oberstufenschüler für dieses freiwillige Praktikum, das auch  Vorlesungen, Testate und Übungen umfasst, zu gewinnen. Ruben Keuchel ist ein Chemielehrer aus Leidenschaft.

Allen 21 nach Lindau eingeladenen Lehrern ist die Leidenschaft für die Chemie gemeinsam.

Mit neuen Unterrichtskonzepten und  praxisnahen Projekten versuchen sie, ihre Schülerinnen und Schüler täglich aufs Neue zu begeistern, ihre Begabungen zu fördern und sie zu eigenverantwortlichem Lernen anzuspornen. Ihr Engagement bei der Wissensvermittlung speist sich aus dem eigenen Enthusiasmus für Wissenschaft und  Forschung. Nun haben sie die Chance, nicht weniger als 35 der größten Forscher  unserer Zeit zu treffen: als Teilnehmer des Programms „Teaching Spirit‘‘ auf der 63. Lindauer Tagung.

Seit 1951 bringen die Lindauer Nobelpreisträgertagungen jedes Jahr Nobelpreisträger mit Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt zusammen.

Das Impulsprogramm „Teaching Spirit‘‘ entstand aus der Idee, neben den Laureaten und  den jungen Forschern auch  ausgezeichnete Lehrer zur Tagung einzuladen. „In den Schulen entsteht schließlich die Grundlage für die Wissensgesellschaft‘‘, so Bettina Gräfin Bernadotte, Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau. „Im Unterricht erleben Schüler anschaulich die Faszination der Naturwissenschaften und  werden damit zu einem späteren Studium inspiriert. Daher möchten wir den von uns eingeladenen Lehrern stellvertretend die Möglichkeit eröffnen, den besten Vertretern ihres  Fachs zu begegnen und  daraus neue Inspiration für ihre innovative Unterrichtsgestaltung zu ziehen - ganz im Sinne unseres Leitmotivs ‚Educate. Inspire. Connect.‘‘

Das Programm „Teaching Spirit‘‘ wird  seit 2011 veranstaltet

und hat sich im dritten Jahr bereits als fester Bestandteil der Lindauer Nobelpreisträgertagungen etabliert. An den zwei Tagen am Bodensee erhalten die Lehrer einen umfassenden Einblick in die Tagungen. Der Donnerstagmorgen steht im Zeichen  der Nobelpreisträger: in insgesamt sieben Vorträgen, unter anderem zum Klimawandel oder der Bedeutung der Supraleiter, erleben die Lehrer, wie Laureaten Wissensvermittlung betreiben. Bei einem Mittagessen besteht die Gelegenheit zum direkten Gespräch mit den Nobelpreisträgern Richard Ernst, Gerhard Ertl und  Kurt Wüthrich, der Nachmittag widmet sich dann konkret dem Schulalltag. Zunächst steht eine Einführung in die Lindauer Mediathek auf dem Programm, die mit ihrer  Sammlung an Vorträgen aus 60 Jahren Nobelpreisträgertagungen und  speziell für den Schulunterricht aufbereiteten Topic Clusters und Mini Lectures mit historischen und aktuellen Vortragsinhalten eine wahre Schatzkiste für die Lehrer darstellt --- die jeder kostenlos nutzen kann.  In einem Workshop erörtern danach Referenten des Kieler Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften gemeinsam mit den eingeladenen Lehrern, wie naturwissenschaftliche Talentsichtung und  -förderung schon in der Schule geschehen kann. Der Donnerstag klingt aus mit dem traditionellen Bayerischen Abend, zu dem der Freistaat Bayern  alle Teilnehmer der Nobelpreisträgertagung einlädt: ein ungezwungener Rahmen zum Kennenlernen und  zum Austausch.

Am Freitag  geht es gemeinsam mit den Nobelpreisträgern, den mehr als 600 Nachwuchswissenschaftlern aus fast 80 Ländern und weiteren Gästen des Veranstalters Baden- Württemberg auf eine Schiffsfahrt. Die Bodenseeinsel Mainau ist das Ziel, wo die Lindauer Tagung feierlich endet. Das Abschlusspanel im Schlossgarten zum Thema „Grüne Chemie“  greift noch einmal eines der Leithemen der Tagung auf und  wird  von dem erstklassig besetzten Podium kontrovers diskutiert. Nach den zwei Tagen sind die 21 Lehrkräfte nicht nur voller unvergesslicher Eindrücke, sondern auch  mit einem neuen „Teaching Spirit“ versehen.

Nominiert wurden die 21 Lehrer von Partnerinstitutionen der Lindauer Nobelpreisträgertagungen, Ruben Keuchel verdankt seine Einladung der Empfehlung des Verbands der Chemischen Industrie (VCI).