Die chemische Industrie zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftsbranchen in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2023 erzielten 97 Betriebe mit rund 47.500 Beschäftigten einen Umsatz von 28,5 Milliarden Euro. Trotz eines Rückgangs von 22,9 % im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Branche leistungsstark. Besonders hervorzuheben ist die hohe Exportquote von 70 %, die die internationale Bedeutung der Chemieproduktion im Land unterstreicht. Als Hersteller von Grundstoffen, Spezialchemikalien und Alltagsprodukten ist die Chemie ein zentraler Motor der industriellen Wertschöpfung in Rheinland-Pfalz.
Die pharmazeutische Industrie ist ein hochinnovativer Sektor in Rheinland-Pfalz. 11 Betriebe beschäftigten im Jahr 2023 über 11.400 Personen und erzielten einen Umsatz von rund 4,6 Milliarden Euro. Zwar sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr deutlich (–44,4 %), doch die Exportquote von knapp 65 % zeigt die anhaltend starke internationale Nachfrage nach Medikamenten „Made in RLP“. Die Branche trägt entscheidend zur Gesundheitsversorgung und zur Forschungslandschaft im Land bei – und sichert hochwertige Arbeitsplätze in einem global bedeutenden Umfeld.
Die Gummi- und Kunststoffverarbeitung ist ein stabiler Pfeiler der Industrie in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2023 waren in diesem Bereich 174 Betriebe mit über 24.000 Beschäftigten tätig. Der Gesamtumsatz lag bei rund 6 Milliarden Euro, davon entfielen über 2,5 Milliarden Euro auf den Export. Trotz eines Umsatzrückgangs von 10,2 % bleibt die Branche ein verlässlicher Lieferant für zahlreiche Industrien – von der Automobiltechnik über Bau und Verpackung bis hin zur Medizintechnik. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit macht sie zu einem unverzichtbaren Teil des Wirtschaftsstandorts Rheinland-Pfalz.
Die Standorte der Betriebe konzentrieren sich entlang der Rheinschiene zwischen Lahnstein, Mainz / Ingelheim, Worms und Ludwigshafen. Weitere Zentren liegen in Bad Kreuznach und Pirmasens.
Die Mitgliedsunternehmen lassen sich drei Bereichen zuordnen: Chemische Industrie, Kunststoff Verarbeitende Industrie und Gummiwarenhersteller sowie Pharma. Die chemische Industrie ist mit Abstand der größte Bereich und erwirtschaftet rund ein Drittel des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe. Damit ist die Branche mit Abstand der umsatzstärkste Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz.
Von besonderer Bedeutung für die rheinland-pfälzische Chemie ist die Badische Anilin- & Sodafabrik in Ludwigshafen. Heute hat der Konzern BASF SE in Ludwigshafen nicht nur seinen größten Verbundstandort, sondern es ist auch der weltgrößte zusammenhängende Chemiestandort überhaupt.
Insgesamt wird die Struktur der Branche von vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen bestimmt. Rund neun von zehn chemischen Betrieben beschäftigen weniger als fünfhundert Mitarbeiter, mehr als die Hälfte sogar weniger als hundert.
Die von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägte Struktur hat sich bisher sehr positiv auf eine stabile Wirtschaftsentwicklung in Rheinland-Pfalz ausgewirkt und den Standort für die Zukunft krisenfest gemacht.
Die Geschichte der chemischen Industrie in Rheinland-Pfalz, die heute die umsatzstärkste Branche ist, begann etwa um 1850. Ihre Wirtschaftszentren, die entlang des Rheins und bis nach Pirmasens zu finden sind, entstanden im Zuge der industriellen Revolution als Folge des rasanten Wissenszuwachses durch Forschung und Entwicklung.
Die ersten Produkte der chemischen Industrie entwickelten sich aus Nebenprodukten. So wurde der Steinkohlenteer aus der Steinkohleumwandlung oder der Weinstein aus dem Weinanbau genutzt, um neue Produkte herzustellen.
Weitere Impulse erhielt der Wirtschaftszweig durch die Suche nach synthetischen Farbstoffen und Arzneimitteln. Auch aus der Lederindustrie, die in Worms beheimatet war und der Schuhindustrie, die ursprünglich ihren Standort in Pirmasens hatte, entwickelten sich Unternehmen der chemischen und chemienahen Industrie.
Eng angelehnt an die chemische Industrie ist die Kunststoffverarbeitende Industrie, die vor über vierzig Jahren in Rheinland-Pfalz mit der Herstellung von Folien, Fensterprofilen und Formteilen begann und heute auch als Automobilzulieferer eine feste Größe in der Industrielandschaft ist.
Rheinland-Pfalz ist Standort bedeutender und weltweit bekannter Pharmaunternehmen und hat in den vergangenen Jahren erheblich zur positiven Entwicklung des Industrie- und Forschungsstandortes beigetragen. Die Standorte verteilen sich von Andernach im Norden über Mainz und Ingelheim in der Mitte bis nach Ludwigshafen im Süden des Bundeslandes. Die Umsatzproduktivität der rheinland-pfälzischen Pharmaindustrie liegt über dem Bundesdurchschnitt.
Zudem hat sich das Land zum Ziel gesetzt, zu einem der weltweit führenden Biotechnologiestandorte zu werden.