„Diese Einigung ist nicht zielführend. Für eine energieintensive Branche wie die Chemie könnte ein absolutes Einsparziel bedeuten, dass sie nur eine bestimmte Menge produzieren darf. Das würgt Wachstum ab, das wir in Europa gerade jetzt dringend benötigen“, sagte Dr. Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des VCI. Wachstum sei auch bei steigender Energieeffizienz in der Regel mit höherem Energieverbrauch verbunden, so Tillmann weiter. Das gelte besonders für hocheffiziente neue Anlagen. „Die Politik begeht einen großen strategischen Fehler, wenn sie den absoluten Energieverbrauch vorgibt und gleichzeitig Wachstum fördern will“, unterstrich Tillmann den in der Richtlinie ungelösten Widerspruch. „Auch Unternehmen, die in Europa investieren wollen, wird ein absolutes Einsparziel beim Energieverbrauch abschrecken.“
Zwar müssen Rat und EU-Parlament der Richtlinie noch zustimmen, faktisch sind die Verhandlungen in Brüssel damit abgeschlossen. Herzstück der Richtlinie ist der Artikel 6, der die Energieversorger dazu verpflichtet, bei ihren Kunden jährlich 1,5 Prozent Energie im Vergleich zum Vorjahr einzusparen. Zwar soll anerkannt werden, um wieviel Prozent ein Land seit 2009 energieeffizienter geworden ist, aber diese Verbesserungen dürfen nur zu einem Teil angerechnet werden. „Hier wird eine Grenze gesetzt, die nicht einmal die erbrachten und anrechenbaren Vorleistungen Deutschlands abdeckt", kritisierte Tillmann.
Das Einsparziel wird nach Ansicht des VCI auch dazu führen, dass die ohnehin schon sehr hohen Strompreise in Europa weiter steigen werden. „Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen auf den globalen Märkten wird so weiter in Mitleidenschaft gezogen", befürchtet der VCI-Hauptgeschäftsführer. Zugleich enttäuschen die Vorgaben der Richtlinie für den Gebäudebereich. Die Kommission selbst hatte ermittelt, dass Energie sich hier am meisten und kosteneffizientesten einsparen lässt.
Dennoch sieht der gefundene Kompromiss lediglich vor, jährlich nur 3 Prozent der Gebäude energetisch zu sanieren, die im Besitz von Bundesbehörden sind.