Wer Flüchtlinge ehrenamtlich unterstützen will, steht oft vor großen Herausforderungen. Womit beginnt man angesichts des enormen Bedarfs an materieller und vor allem menschlicher Unterstützung? Wie geht man um mit sprachlichen und kulturellen Hürden und den seelischen Folgen von Gewalt und Krieg? Wie soll man sich als Laie mit der komplizierten und instabilen Gesetzeslage auskennen? Genau an diesen wichtigen Fragstellungen setzt das Kursprogramm „Qualifikation zum zertifizierten Flüchtlingsbegleiter“ an, das die Caritas Worms seit letztem Jahr erfolgreich anbietet und das nun von der Evonik Stiftung unterstützt wird.
Die Inhalte des Seminars reichen von der Darstellung der Fluchtursachen und Situation in den Herkunftsländern, der Vermittlung von Kenntnissen der Traumatisierung sowie dem deutschen Flüchtlings-, Asyl- und Sozialrecht bis hin zur Reflexion der eigenen Rolle des Helfers in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Auch Menschen, die sich auf spezielle Aspekte der Arbeit mit Flüchtlingen konzentrieren – wie etwa der Sprachförderung – können an einzelnen Modulen des Kurses teilnehmen.
Bereits im Herbst und Winter 2015 fand in Zusammenarbeit mit dem Caritaszentrum Alzey, dem Katholischen Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim und weiteren Trägern mit insgesamt acht Terminen eine erste Qualifizierung von 20 ehrenamtlichen Helfern statt. Ein zweites Qualifizierungsprogramm läuft aktuell bis zum März 2016. Für die Kosten einer weiteren Fortbildung, die ab April in der Verbandsgemeinde Wonnegau startet, ist nun ein Teil der Spende der Evonik Stiftung vorgesehen.
Nachhaltiger Ansatz in der Flüchtlingshilfe
„Die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingsbegleiter hier in der Region ist sehr wichtig. Denn nur mit dem freiwilligen Engagement möglichst vieler Menschen kann die aktuelle Herausforderung unserer Gesellschaft gemeistert werden. Die Hilfe für die Helfer ist deshalb ein ganz wichtiger und besonders nachhaltiger Ansatz“, sagt Dr. Udo Gropp, Standortleiter von Evonik in Worms. Bereits Ende letzten Jahres hatte die Evonik Stiftung eine Soforthilfe in Höhe von einer Million Euro bereitgestellt, die besonders nachhaltigen lokalen Hilfsprojekten für Flüchtlinge zu Gute kommt.
Der Caritasverband Worms arbeitet in seiner Fachstelle für Migration und Integration in Osthofen schon seit vielen Jahren mit ehrenamtlichen Helfern zusammen, die Migrantinnen und Migranten und ihre Familien begleiten. Lotsen und damit langfristige Partnerschaften haben sich auch in der jüngsten Flüchtlingsarbeit bewährt. Die Flüchtlingsbegleiter helfen Asylsuchenden bei ganz täglichen Angelegenheiten wie Behördengängen, bei Arztbesuchen oder bei Formalitäten wie beispielswese dem Ausfüllen von Bank- oder Versicherungsunterlagen. Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir erklärt: „Auf diese Weise ist es möglich, sehr individuell auf die Menschen einzugehen. Aber es zeigt sich auch täglich, dass die Ehrenamtlichen dabei selbst professionelle Unterstützung brauchen.“
Auch nach der Fortbildung zum zertifizierten Flüchtlingsbegleiter ist eine Unterstützung der Ehrenamtlichen weiterhin notwendig. Denn allzu oft sind die Ehrenamtlichen mit schweren persönlichen Schicksalen konfrontiert, es entwickeln sich Spannungen in den Flüchtlingsfamilien oder sie müssen mit dem Gefühl des Misserfolges oder gar Scheiterns umgehen – etwa bei Abschiebungen. Deshalb wird der Caritasverband Worms die Spende der Evonik Stiftung auch für den Aufbau sogenannter Resonanzgruppen verwenden.
An zunächst neun Abenden können sich Ehrenamtliche, die den Qualifizierungskurs bereits durchlaufen haben, austauschen, gegenseitig stärken und mit Hilfe eines professionellen Coaches Schwierigkeiten reflektieren und so besser bewältigen. „Ich bin sehr froh, dass wir mit der Evonik Stiftung einen Partner an unserer Seite haben, der ebenso an der Schaffung langfristig tragfähiger Strukturen und der Vernetzung von ehren- und hauptamtlicher Arbeit interessiert ist wie wir“, freut sich Georg Bruckmeir.
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