Die Praktikanten führen ein eigenes Vokabelheft für Fachbegriffe (Foto: Renolit).
Das Unternehmen Renolit in Worms hat derzeit sechs Praktikanten aus Afghanistan und Somalia zu Gast. Alle sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und sollen nun Einblicke in die Arbeitswelt gewinnen. Bereits Mitte Januar wurden sie vom Werkleiter Ralph Gut, den Ausbildern bei Renolit sowie von Vertretern der Abteilungen begrüßt, in denen sie ihr sechswöchiges Praktikum verbringen.
„Diese Praktika sind für beide Seiten eine neue Situation und auch wir waren gespannt, welche Erfahrungen wir hier machen würden“, erläutert dazu Ralph Gut. Initiiert wurden die Praktika vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. Der lokale Leiter von Worms kontaktierte das Wormser Unternehmen und traf dort auf großes Interesse: „Die Integration der Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen, ist eine der größten gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Dabei wollen auch wir einen Beitrag leisten“, so Ralph Gut.
Paten und Azubis begleiten die Praktikanten
Die sechs Praktikanten werden in der Ausbildungswerkstatt, in der Logistik, in der Instandhaltung und in der Produktion eingesetzt. Jeder Praktikant hat dabei einen „Paten“ bekommen, der ihn jeden Tag bei seiner Arbeit begleitet. „Natürlich gibt es hier sprachliche Probleme. Die meisten verstehen zwar schon etwas Deutsch, aber das Sprechen fällt oft noch schwer“, so der Ausbilder Christoph Hogen. Die Lösung für dieses Problem: Eigene Vokabelhefte, beispielsweise für Werkzeuge, und Sicherheitsunterweisungen mit Hilfe von Piktogrammen.
Und trotz solcher kleinen Hürden ist der Ausbilder begeistert: „Die Praktikanten sind voll bei der Sache und jeden Tag top motiviert.” Und auch die eigenen Auszubildendenden erfüllen ihn mit Freude: „Unsere Jungs und Mädels unterstützen dieses Projekt wirklich mit ganzem Herzen. Ich bin sehr stolz auf unser Team.“
Bislang steht noch nicht fest, was mit den sechs Flüchtlingen nach ihrem Praktikum geschieht. „Wir prüfen derzeit, wie wir diese Auszubildenden auch weiterhin unterstützen können“, versichert Werkleiter Ralph Gut. Für Christoph Hogen eine gute Nachricht: „Es ist wirklich schlimm, was diese jungen Menschen uns von ihrer Flucht erzählt haben. Sie hätten es wirklich verdient, eine Perspektive auf eine glückliche Zukunft zu haben.“
Von den sechs Praktikanten bei Renolit stammen vier aus Somalia und zwei aus Afghanistan. Somalia wird oft als Paradebeispiel eines „gescheiterten Staates“ betrachtet. Das Land im Osten Afrikas hat seit 1991 keine funktionierende Regierung mehr und wird von untereinander verfeindeten Clans und Milizen beherrscht. Alle am immer noch laufenden Bürgerkrieg beteiligten Parteien haben schwerste Menschenrechts- und Kriegsverbrechen begangen. Auch Afghanistan ist nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs und der Talibanherrschaft innerlich zerrissen und ist immer wieder Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen.